Die Rückkehr der Biber im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Im 16. Jahrhundert wurde der Biber in Hessen durch intensive Bejagung ausgerottet. Erst durch ein Wiederansiedlungsprojekt in den 1980er Jahren im Spessart konnten sich die Biber erfolgreich in Hessen ausbreiten.
Seit 2008 sind die Biber in unserem Landkreis zurück und nehmen seitdem stetig zu. Die Rückkehr der Biber ist für den Artenschutz ein unschätzbarer Gewinn. Leider verursacht er durch seine Aktivität auch Probleme unterschiedlicher Art, die es zu lösen gilt.
Aus diesem Grund traf sich im Februar 2019 auf Einladung des NABU Kreisverbandes HEF-ROF eine 16 –köpfige Biber-Runde aus verschiedenen Naturschutzorganisationen mit dem zuständigen Sachbearbeiter der ONB für Biodiversität und Artenschutz, um sich über die voranschreitende Ausbreitung des Bibers in der Region, insbesondere aber im Landkreis Hersfeld-Rotenburg auszutauschen.
Ziel der der Biber-Runde war es, dem amtlichen Naturschutz auf allen Ebenen mit Rat und Tat beim Aufbau eines Bibermanagements im Landkreis Hersfeld-Rotenburg - auch in Verbindung mit Akteuren aus den Nachbarkreisen - zur Seite zu stehen.
Die herausragenden Leistungen des Landschaftsgestalters Biber sollen der Öffentlichkeit näher gebracht werden.
Auftauchende Konflikte mit Landnutzern sollen für die heimische Bevölkerung erkennbar auf kurzen, transparenten Wegen mit Sachverstand und Kreativität gelöst werden.
Dafür ist ein partnerschaftliches Miteinander nötig, damit die Rückkehr des Bibers als das verstanden wird
was es ist; nämlich eine Bereicherung für die Region und unseren Landkreis.
Ein Austausch mit erfahrenen Experten der Verbände, auch aus Bundesländern, die der Großnager bereits seit längerer Zeit zurückerobert hat, soll gesucht und verstetigt werden.
Die Leistungen bei der Schaffung eines natürlichen Hochwasserschutzes an der Mittleren Fulda mit all ihren Wohlfahrtswirkungen für die Anrainer und auch den sanften Tourismus und die Rückkehr der
ausgerotteten Art zeigen auf, dass ein Zusammenspiel über die fachlichen Disziplinen hinweg zielführend und erfolgreich sein kann.
Die Ehrenamtlichen der NGMF, der HGON, des BUND und des NABU sehen Landkreis, Städte und Gemeinden, Landnutzer und auch die technischen Behörden als Kooperationspartner bei der Ausarbeitung von
nachhaltigen und konsensfähigen landschaftspflegerischen Ausführungskonzepten. Auch im Kontext mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und der Gewässergüte.
Aus der Bibergruppe heraus wurde ein Arbeitskreis der Biberbeobachter im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gegründet. Dieser ist gegliedert in 3 Gewässersysteme:
Arbeitskreis der Biberbeobachter im Landkreis Hersfeld- Rotenburg zusammengestellt: Karl H. Humburg ( 03/2019) |
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1. Gewässersystem Werra |
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Michael Herzog (Koordinator) |
Biberbeauftragter des FA Rotenburg Mitglied im Naturschutzbeirat Naturschutzbeauftragter |
Werra und ihre Seitenbäche |
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Hubert Klotzbach |
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Werra von Philippsthal bis Widdershausen |
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Bernd Sauer |
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Raum Wildeck: Suhlbach, Weihebach, Rhäden von Obersuhl usw. |
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2. Gewässersystem Fulda (von Friedlos bis Niederellenbach/ Konnefeld) |
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Heinrich Wacker (Koordinator) |
Mitglied im Naturschutzbeirat Naturschutzbeauftragter |
Fulda von Friedlos bis Niederellenbach/ Konnefeld |
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Dieter Gothe |
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Bebrabach, Solzbach (Bebra) |
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Gerhard Hof |
Mitglied im Naturschutzbeirat |
Fulda im Raum Alheim |
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3. Gewässersystem Fulda (von Unterwegfurth/ Solms bis Friedlos) und Haune (von Hohenwehrda bis Bad Hersfeld) |
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Jürgen Manns (Koordinator) |
Biberbeauftragter des FA Hersfeld Mitglied im Naturschutzbeirat |
Fulda von Unterwegfurth/ Solms bis Friedlos |
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Klaus Hentschel (Koordinator) |
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Fulda von Unterwegfurth/ Solms bis Friedlos, Jossa, Rohrbach, Geis, Aula usw., Haune von Hermannspiegel bis Bad Hersfeld |
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Harald Heidl |
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Aula und Jossa |
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Heinrich Eigenbrod |
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Solz (Bad Hersfeld) |
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Haune von Hohenwehrda bis Hermannspiegel |
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Jörg Althoff |
Biberbeauftragter des FA Burghaun |
dienstlich zuständig für die Gemeinden Haunetal, Niederaula und Breitenbach/H. |
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Biberbeobachter im Schwalm- Eder- Kreis |
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Gerd Teigeler |
Mitglied im Naturschutzbeirat des Schwalm- Eder- Kreises |
Fulda von Niederellenbach/ Konnefeld bis Grifte/ Guntershausen; Eder und Schwalm im SEK |
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Übersichtskarte
Revierübersicht für Kartierung 2019/ 20 ( K.Hentschel)
Für SW-Teil LK Hersfeld-Rotenburg
Gewässer
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Revier Nr. * |
Datum Begehung |
Revierbezeichnung/ Lage |
Bemerkung° |
Fulda |
01 |
13.01.20 |
Kerspenhausen |
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Fulda |
02 |
07. + 13.01.20 |
Asbach - Kohlhausen |
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Fulda |
04 |
20.01.20 |
Friedlos |
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Fulda |
05 |
31.01.20 |
Mengshausen |
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Fulda |
06 |
31.01.20 |
Niederjossa - Solms |
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Fulda |
07 |
27.12. 19/ 02., 04. + 07.01.20 |
Bootshaus HEF |
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Fulda |
08 |
21.01.20 |
Mecklar |
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Aula |
17 |
17. + …02.20 |
Niederaula |
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Meckbach |
18 |
21.01.20 |
Meckbach |
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Fulda |
19a |
29.12.19 |
Hohe Luft HEF |
Geteilt in 2017 |
Fulda + Solzeinlauf |
19b |
29.12.19 + 15.01.20 |
Tierheim HEF Solz ca. 1 km stromauf |
Geteilt in 2017 |
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Rohrbach |
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20.01.20 |
Rohrbach |
Neu in 2018 |
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Fulda |
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26.01.20 |
Solms - Mengshausen |
Neu in 2019 |
Aula |
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03.02.20 |
Wahlshausen- Frielingen |
Neu in 2019 |
Haune |
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06.01.20 |
Odensachsen - Hermannspiegel |
Neu in 2019 |
Haune |
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30.12.2019 |
Sieglos - Oberhaun |
Neu in 2019 |
Haune |
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10.01.20 |
Oberhaun - Unterhaun |
Neu in 2019 |
Jossa |
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14.02.20 |
Breitenbach a. H. |
Neu in 2019 |
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Fulda |
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22.01.20 |
Friedlos – Mecklar |
Neu in 2020 |
Haune |
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14.01.20 |
Unterhaun – Brücke A4 |
Neu in 2020 |
Eitra/ Mühlgraben |
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28.12.19 |
Eitra - Bodes |
Neu in 2020 |
Jossa |
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14.02.20 |
Oberjossa |
Neu in 2020 |
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Solz |
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15.01.20 |
Hüttebach bis Sportplatz Kathus |
Einzelgängerspuren, kein Revier |
Aula |
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17.02.20 |
Kirchheim - Kleba |
Einzelgängerspuren, Kein Revier |
Übersichtskarte
Erläuterung:
Im Revier 1 wurden im August 2020 im Bereich Brücke Heringen zwischen den Gärten und der Mühle 2 Altbiber mit 2 1-jährigen Jungbibern beobachtet.
Im Revier 2 gibt es Beobachtungen im Bereich Containerumschlagplatz.
Revier 3 ist vermutlich ein länderübergreifendes Revier, die Biber wurden in dem an der Werra gelegenen Kiessee beobachtet.
Die zahlreichen Wehre (Widdershausen, Heringen, Lengers, Heimboldshausen, Philippsthal) sind vermutlich der Grund, warum im gesamten Gebiet keine Burg zu finden ist. Die Biber nutzen dort vermutlich nur Erdbaue, die nicht leicht zu finden sind. Die relativ hohe Uferböschung ist möglicherweise ein Grund, warum hier kaum Probleme auftauchen.
Übersichtskarte
Erläuterung:
Suhlbach:
Rev.1 ist schon seit 2014 besetzt. Die Zuwanderung dürfte aus der ca. 2km entfernten in Thüringen gelegenen Mündung zur Werra erfolgt sein. In Thüringen heißt der Suhlbach übrigens Rhedenbach. Ein auf thür. Seite angelegter Biberdamm verursachte auf hess. Seite im Herbst 2018 bedingt durch Rückstau Probleme in der Wildecker Kläranlage. Nach Abstimmung mit Behörden,- und NABU-Vertretern beider Länder konnte als Lösung ein Umgehungsgerinne vom Umweltamt Wartburgkreis genehmigt werden, welches mit großzügiger Unterstützung durch das Unternehmen Irma Oppermann/Wildecker Kieswerke GmbH im Januar 2019 umgesetzt werden konnte.
Ein weiterer Damm, ebenfalls im thür. Bereich gelegen, bereitete Probleme bei der Einleitung von Oberflächenwasser auf der hessischen Seite. Nach Abstimmung mit dem NABU Wildeck und dem Bauamt der Gemeinde Gerstungen wurde vom Umweltamt Wartburgkreis der Rückbau des Dammes auf ca. 0,80m sowie der Einbau eines Drainagerohres genehmigt. Die Umsetzung erfolgte durch den Bauhof der Gemeinde Gerstungen im Oktober 2020. Die Gerüstbaufirma Opitz stellte großzügig Material zur Verfügung.
Rev. 2 ist seit 2015 besetzt. Es zieht sich vom Suhlbach (südwetl. Ortsrand) über die Teichanlage des ASV Forelle e.V. bis in den Suhlsee des NSG Obersuhler Rhäden. Auch hier tauchten an verschiedenen Stellen Probleme auf, die allesamt mit Genehmigung der UNB Hersfeld-Rotenburg behoben werden konnten. An einem Damm Nähe Sportplatz wurde durch die Fa. Heinz aus Dankmarshausen eine Dammdrainage verbaut, damit dem Rückstau an der Teichanlage entgegen gewirkt werden konnte. Diese Drainage musste ca. 1 Jahr später (Okt.2020) in einen verlagerten höher gebauten Damm Nähe Freibad umgesetzt werden wegen Kellerüberflutungsgefahr eines Gebäudes. Die Biber haben sich auch in den Teichen der Angler und dem NSG angesiedelt und die Wasserregulierungsbauwerke (Mönche) zum Teil abgedichtet. Hier mussten Schutzgitter gebaut und angebracht werden.
Weihebach:
Rev.3 ist besetzt seit 2018. Es befindet sich am Weihebach zwischen Richelsdorf und Süß und bezieht eine Teichanlage Nähe Pochmühle sowie das Stollenwasser vom Friedrichstollen mit ein. Hier überqueren die Biber häufig die Landstraße, im April 2019 gab es einen Verlust durch Verkehrstod.